Der neue Bitkom Smart-City-Index 2020, in dem Aktivitäten von smarten Städten gegenübergestellt werden, wurde Anfang Oktober veröffentlicht. Der Index basiert auf fünf Kategorien (Verwaltung, Energie und Umwelt, IT und Kommunikation, Mobilität, Gesellschaft), in denen 38 Indikatoren mit insgesamt 136 Parametern erhoben wurden. In den einzelnen Themenbereichen wurden für jede Stadt beispielsweise der Zugriff auf online-Dienstleistungen der Verwaltung und vorhandene City-Apps, wie auch die Verfügbarkeit von Breitband, Glasfaser und IoT-Netzwerken bewertet. In den Themenbereichen zeigt sich jedoch durchaus eine hohe Dynamik im Vergleich mit dem Vorjahr.
Göttingen liegt im guten Mittelfeld
Göttingen steht im Themenbereich Verwaltung auf Platz 45 (‑12 Plätze im Vergleich zum Vorjahr), im Bereich Energie und Umwelt auf Platz 51 (‑18) und bei der Mobilität auf Platz 36 (‑14). Bewertet werden hier die Verfügbarkeit an E-Ladeplätzen, der Vernetzungsgrad des ÖPNV, Multimodalität, intelligente Straßenbeleuchtung und einige Projekte mehr. Den Platzverlust hat Göttingen jedoch im Themenbereich IT und Kommunikation ausgleichen können und ist ganze 56 Plätze auf den 10. Platz aufgestiegen. Das flächendeckende LoRaWAN (Long Range Wide Area Network) der Stadtwerke Göttingen, das in 2019 noch nicht in dem Index erfasst war, ist ein Erklärungsgrund für den imposanten Aufstieg. LoRaWAN verbindet Sensoren und Geräte in einem energieschonenden Netzwerk zum Zweck des Datenaustausches. Im Bereich Gesellschaft gab es hingegen keine Veränderung und Göttingen steht hier weiterhin auf Platz 63. Bewertungsgrundlage bilden unter anderem gesellschaftliche Aktivitäten in der Bürgerbeteiligung, CoWorking-Angebote, Open-Data-Plattformen und Smart Culture.
Kategorie | Platz | Tendenz | Index |
Gesamtwertung | 40 | +7 | 47.1 |
Verwaltung | 45 | -12 | 55.8 |
Energie und Umwelt | 51 | -18 | 37.4 |
IT und Kommunikation | 10 | +56 | 58.2 |
Mobilität | 36 | -14 | 48.8 |
Gesellschaft | 63 | 0 | 35.4 |
Tabelle 1: Gesamtwertung der Stadt Göttingen im Smart-City-Index (Quelle: Bitkom)
Hintergründe zum Index
Der Smart-City-Index wird seit 2019 jährlich vom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (Bitkom) veröffentlicht. Der Verband untersucht alle 81 Großstädte (Einwohnerzahl >100.000) und fasst die Ergebnisse in einem Index zusammen, in dem bis zu 100 Punkte möglich sind. Zur Bewertung werden städtische Internetauftritte, amtliche Statistiken, Studien und Rankings Dritter und Daten von Bundesministerien und Verbänden herangezogen. Zusätzlich wird das Feedback der beteiligten Städte eingeholt. Der Vergleich des Indexwertes zeigt, dass Göttingen mit 47.1 Punkten in einem dichten Feld mit geografisch nahen Städten liegt: Braunschweig gelangt mit 50.5 Punkten auf Platz 33, Hannover hat 47.2 Punkte (Platz 39), Wolfsburg 47.8 Punkte (Platz 37) und Kassel 44.7 Punkte (Platz 47).
Chancen im Wettbewerb
Ein Vergleich zwischen dem Ranking und dem Erfolg einer Stadt im bundesweiten Wettbewerb „Smart Cities made in Germany“ des Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) macht deutlich, dass eine Index-Platzierung im guten Mittelfeld zu erfolgreichen Modellstädten führen kann – wie im Beispiel Wolfsburg und Kassel. Osnabrück zeigt zudem, wie stark sich Smart-City-Bemühungen binnen eines Jahres doppelt positiv auswirken können: Osnabrück gelingt der Aufstieg im Ranking auf Platz 8 (von vormals Platz 31), sie konnten mit einer interkommunalen Kooperation beim BMI-Wettbewerb überzeugen und werden nun als Modellprojekt gefördert.
Insgesamt stehen die Chancen für Göttingen somit gut, sich zukünftig im Index weiter oben positionieren zu können – sofern in zukunftsorientierte Smart-City-Projekte investiert wird. Zudem ist Niedersachsen bisher eher gering bei dem bundesweiten Förderwettbewerb vertreten, was jedoch optimale Chancen bietet, sich als Oberzentrum der Region hier gut aufstellen zu können. Was smarte Städte für ihre Bürgerinnen und Bürger an Lebensqualität und auch positiven Auswirkungen im Standortmarketing bieten können, wird am 27./28. Oktober in der Smart Country Convention diskutiert. Dieser virtuelle Kongress befasst sich mit dem Thema Digitalisierung von Städten und Regionen. Wir können also gespannt sein, was das kommende Jahr in puncto Smartness – auch für und in Göttingen – bieten wird.
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